Die Glocken der Martinskirche

Vor 1634 sollen vier Glocken auf dem Turm gewesen sein.  Von den Glocken hatte man die größte, wie sich die Sage hartnäckig hält, bei Annäherung spanischer Völker, in der Murr oberhalb des Ortes versenkt, aber später nicht mehr gefunden. Die auf dem Turm verbliebenen sind beim Brand geschmolzen.

In ruhiger Zeit veranlasste Schultheiß Bader die Gemeinde Rietenau, die 90 Gulden Schulden bei den Steinheimern hatten, zur Überlassung ihrer kleinen Glocke. 1652 und 1684 wurden wieder Glocken in Auftrag gegeben.

In der ausgebrannten Stiftskirche in Backnang erfolgte 1698 von einem französischen Wandergießer ein Umguß. Auch 1738 durch Rechlen in Stuttgart. Beim Trauergeläut für König Friedrich 1816 ging die ehemals Rietenauer zu Bruch und wurde von Neubert, seit 1760 in Ludwigsburg, umgegossen. Sie ist mit Ton d' heute die Betzeitglocke.

Bis auf diese gab es viel Wechsel, meist durch Ablieferung für Kriegszwecke. Längst war die Zeit vorbei, als man aus Bronze Kanonen goss. Den hohen Kupferanteil in der Bronze von rund 78% brauchte 1917 und 1942 die Rüstungsindustrie zum Anfertigen der Granatringe um die Geschosse.

Erst 1949 konnte wieder an die Ergänzung der einzigen, ehemaligen Rietenauer Glocke gedacht und bei der Firma A. Bachert in Heilbronn eine a'- und eine h'-Glocke und 1965 eine Glocke mit der Tonhöhe fis in Auftrag gegeben werden.

Der Glockenstuhl war früher aus eichenen Balken von ehemaligen Kelterbäumen und ist heute aus verzinktem Stahl. Das Geläute verfügt mit fis, a, h und d über ein Tedeummotiv im Gesamtgewicht von 1860 kg.